Die Schönheit des Gudbrandstals zieht Künstler und Schriftsteller seit Generationen in seinen Bann. Woran liegt das? Lesen Sie, aus welchem Grund die bekanntesten Schriftsteller Norwegens sich vom Tal haben motivieren lassen.
Lars Mytting – ein anerkannter Autor von heute
(1968)
Der Schriftsteller Lars Mytting erhält seine schöpferischen Impulse für sein literarisches Schaffen aus seiner Kindheit, die er im Gudbrandstal verbrachte. Foto: Julie Pike
Lars Mytting wuchs in Fåvang im Gudbrandstal auf, das seine Werke beeinflusst hat. Die spektakuläre Natur, eine einzigartige Erzähltradition und faszinierende Legenden sind wichtige Quellen der Inspiration für seine Bücher.
„Die Einleitung zu jeder Geschichte von mir selbst ist eine Landschaft in meiner Vorstellung, an die ich mich aus meiner Kindheit erinnere. Eine durch Witterung und den durch das Tal schlängelnden Fluss Lågen geprägte Landschaft umgeben von steilen Berghängen, die sich bis zu den Bergplateaus hinauf erstrecken.“
Lars Mytting
Zudem fasziniert Lars Mytting die einzigartige Erzähltradition und die Art und Weise der Kommunikation. Er gesteht eines ein, dass er als Kind nicht besser zugehört hat, wenn sich die Älteren unterhielten. Er erinnert sich daran, wie sie beim Erzählen zu Übertreibungen neigten und es mit der Wahrheit nicht ganz so ernst nahmen.
„Ich kann mich gut an die Angeberei beim Erzählen am Kaffeetisch erinnern. Die Alten veräppelten sich untereinander auf elegante und brüske Weise. Es war ein exakter Erzählstil mit knappen und beißenden Formulierungen. Eine Erzähltradition, die mich und viele andere ausgezeichnete Erzähler anregte.“
Lars Mytting
Zu den erfolgreichen schriftstellerischen Werken von Lars Mytting zählen das Sachbuch „Der Mann und das Holz. Vom Fällen, Hacken und Feuermachen“, der Roman „Die Birken wissen’s noch“ und sein jüngstes Werk „Die Glocke im See“.
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Henrik Ibsen – eine Reise durch das Gudbrandstal
(1828 – 1906)
Henrik Ibsens Theaterstück Peer Gynt wird jeden Sommer auf der Freiluftbühne am See Gålåvatnet aufgeführt. Foto: Bård Gundersen.
Henrik Ibsen ist ein weltbekannter Dramatiker und Lyriker. Ihm schenkte man sowohl im In- als auch im Ausland großen Beifall und er zählt zu den am meisten aufgeführten Dramatikern der Welt nach William Shakespeare. Eine seiner Werke – und vielleicht das berühmteste – ist das dramatische Gedicht Peer Gynt.
Ibsen beantragte 1862 ein Reisestipendium, um Mythen und Volksmärchen zusammenzustellen. Auf seiner Suche nach schöpferischen Gedanken reiste er durch das Gudbrandstal und anschließend in den Westen Norwegens. Es war wahrscheinlich auf seiner Reise durch das Gudbrandstal, dass Ibsen über die Geschichten und Legenden von Peer Gynt aus Vinstra erfuhr. Dies lieferte ihm den Stoff, um ein Gedicht zu schreiben. Nach der Rückkehr schrieb er seinem Verleger in Dänemark.
„Es ist möglicherweise von Interesse, dass Peer Gynt tatsächlich eine richtige Person war, die vermutlich am Ende des vergangenen oder Anfang dieses Jahrhunderts im Gudbrandstal lebte. Unter den Einheimischen ist er nach wie vor bekannt."
Henrik Ibsen
Henrik Ibsens weltbekanntes Drama Peer Gynt ist natürlich nicht nur ein Märchen. Es ist eine vertiefende Betrachtung der Zeit sowie ein Gedicht über norwegische Kultur, Natur und einen örtlichen Geschichtenerzähler.
Wie schon so viele andere fand auch Ibsen, dass die Reise durch das Gudbrandstal ihn dichterisch inspirierte.
Beim jährlichen Peer Gynt-Festival können Besucher Konzerte und die Aufführung des Stücks auf einer Freiluftbühne in Gålå genießen.
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Bjørnstjerne Bjørnson – mit den Interessen der Landwirte im Mittelpunkt
(1832 – 1910)
Das Zuhause von Bjørnstjerne Bjørnson, Aulestad | Foto: Ian Brodie
Bjørnstjerne Bjørnson erwarb 1875 den HofAulestad in Follebu in der Nähe von Lillehammer. Dort lebte er mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1910. Bjørnstjerne Bjørnson war einer der größten Persönlichkeiten seiner Zeit und eine eindrucksvolle Kraft im literarischen, kulturellen und politischen Leben. Er war freimütig und glaubte fest an eine gerechte Gesellschaft, sowohl in Norwegen als auch in Europa.
Bjørnstjerne Bjørnson wuchs auf einem Bauernhof auf und die Interessen und Belange der Landwirte und Landwirtschaft standen für ihn im Mittelpunkt. Er verfasste eine Serie, die damals „Bauerngeschichten“ genannt wurde. Sein fester Glaube, in Landwirte zu investieren, um die Land- und Forstwirtschaft zu fördern, war einer der Gründe, aus denen er und seine Familie nach Aulestadt zog. Es brachte ihn näher an das, wofür er sich einsetze und wofür er gekämpft hatte. Schließlich fand er in der Welt die Ruhe, die er am beste kannte.
Aulestad lag zudem nicht weit von der Vonheim Folkehøyskole entfernt. Dort befand sich nämlich die erste Volkshochschule, eine Einrichtung genau wie sie sich Bjørnstjerne Bjørnson vorgestellt hatte.
„Bjørnstjerne Bjørnson begleiteten häufig Kontroversen, und er hatte zu jedem und allem eine Meinung. Er stand bei Veranstaltungen häufig im Mittelpunkt. Als er in das friedvolle Aulestad zog, sollte ihm der Trubel allmählich folgen".
Bente Forberg, Lillehammer Museum
Bjørnstjerne Bjørnson.
Bjørnstjerne Bjørnson reiste häufig ins Ausland und zahlreiche seiner Werke entstanden auf diesen Reisen. Auf dem herrlichen Hof Aulestad fand er viele Ideen, aber Bjørnstjerne Bjørnson brauchte einen Tapetenwechsel, um sie aufs Papier zu bringen.
Norwegen hat wenige Norweger hervorgebracht, die dieselbe internationale Anerkennung genießen wie Bjørnstjerne Bjørnson. Er schrieb Romane, Gedichte und Artikel und – last but not least – Norwegens Nationalhymne „Ja, vi elsker“. 1903 wurde Bjørnstjerne Bjørnson mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
„Es ist besser einer kleinen Gruppe Menschen anzugehören, der Unrecht widerfahren ist, als einer großen Gruppe die Unrecht begeht.“
Bjørnstjerne Bjørnson
Der Hof und Garten von Aulestad sind von früh morgens bis spät abends geöffnet. Während der Sommersaison gibt es Führungen durch das Zuhause von Bjørnstjerne Bjørnson.
Aulestad zählt mit zu den Häusern von Schriftstellern, die am besten erhalten sind. Foto: Ian Brodie
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Sigrid Undset – Sie stand bei Veranstaltungen häufig im Mittelpunkt.
(1882 – 1949)
Viele Ihrer Werke entstanden auf dieser Schreibmaschine. Foto: Ian Brodie
Einer unserer größten Autorinnen, Sigrid Undset, zog 1919 nach Bjerkebæk in Lillehammer. Damals war sie 37 Jahre alt. Während dieser Zeit schrieb sie die Romane, mit denen sie den Literaturnobelpreis gewann. Sigrid Undset war eine der größten und international am bekanntesten norwegischen Schriftstellerinnen des 20. Jh. Ihr Werk ist weit gefächert und umfasst Romane des zeitgenössischen Lebens ebenso wie historische Romane aus dem Mittelalter. Hierzu gehört auch die zwischen 1920 und 1922 veröffentlichte Trilogie Kristin Lavranstochter.
Die gut recherchierte Trilogie Kristin Lavranstochter brachte Sigrid Undset zum Gudbrandstal und nach Lillehammer. Dort konnte sie in die Welt eintauchen, die sie für ihre Bücher gewählt hatte. Zudem gab es dort das unweit gelegene Freiluftmuseum Maihaugen. Hier konnte sie Bautechniken und das Leben der Zeit recherchieren, in der die Handlungen ihrer Bücher spielten.
Sigrid Undset besuchte häufig Maihaugen, um zu erfahren, wie die Menschen im Mittelalter lebten. Foto: Jørgen Skaug.
Sigrid Undset interessierte sich auch für Blumen und die Natur. In Bjerkebæk gelang es ihr aus einem Garten, der aus Felsen bestand, eine Oase zu kreieren. Sie war zudem an Innenarchitektur interessiert und bevorzugte hand- statt massengefertigte Produkte. Sie schätzte qualitätsvolle Materialien, zu denen sie im Gudbrandstal Zugang hatte. Sie schuf ein wunderschönes Zuhause für sich selbst in Bjerkebæk, wo sie damals als Norwegens bekannteste Persönlichkeit der Öffentlichkeit entfliehen und die Ruhe genießen konnte.
„Das neue Haus ist so schön, man muss es mit den eigenen Augen sehen. (...) es entspricht so nah meinem Geschmack wie irgend möglich.“
Sigrid Undset
Sigrid Undset war eine weit gereiste Autorin.Sie besuchte Städte und Ruinen aus dem Mittelalter, u. a. Kirchen, Kathedralen, Wallfahrtsorte. Kunst und Natur faszinierten sie. Unterwegs sammelte sie Postkarten und füllte ein Album nach dem anderen. Vielleicht benötigte sie sie für ihre eigenen Geschichten?
Einige ihrer engen Freunde aus der Künstlergemeinde in Rom ließen sich später in Lillehammer nieder. Ihre Nähe war für sie ein großer Trost, als sie nach Bjerkebæk zog. Sigrid Undset starb 1949.
Sigrid Undsets Zuhause ist von Mai bis September für Besucher geöffnet.
Sigrid Undset wurde in Dänemark geboren und zog im Alter von 37 Jahren nach Bjerkebæk.
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