Henrik Ibsens "Peer Gynt" ist nicht nur ein Abenteuer, sondern auch ein Gedicht über die norwegischen Kultur, Natur und einem berühmten Folk-Legende.
Das dramatische Gedicht "Peer Gynt" sinnt über die Realität nach und erzählt auch ein Märchen mit Trollen und mystischen Kreaturen nach, wobei der Hauptcharakter stets mit einer inhaltsschweren Herausforderung konfrontiert wird.
Das Wesentliche der Erzählung sind weder Märchen noch die norwegische Grundhaltung. Es ist vielmehr etwas reales und universelles, das jeder versteht, ganz gleich, aus welchem Land er stammt; es geht um das eigene "Ich".
Was bedeutet es wirklich, "Sie selbst" zu sein? Wer oder was sind Sie?
Eine Nation im Wandel
Die 1860er Jahre waren genauso durch Umwälzungen geprägt, wie es heute der Fall ist. Die industrielle Revolution brachte nicht nur Wohlstand, sondern auch Armut: Neue Städte wuchsen, alte wurden größer und waren überfüllt. In den ärmsten Teilen Europas und auch Norwegens brach eine große Auswanderungswelle nach Nordamerika los. Gleichzeitig fassten Sozialismus und Nationalismus in der Gesellschaft Fuß.
Anfang des 19. Jh. beeinflusste die nationale Romantik Norwegens Kultur durch die Wiederentdeckung norwegischer Volksliteratur und Musik, wodurch die heutige Nation entstand. Dichter, Maler und Komponisten schufen Werke, die durch Märchen, Mythen und Volkslieder angeregt worden waren. All dies wirkte auf Henrik Ibsens literarisches Werk ab den 1860er Jahren.
Ibsens Suche nach einer schöpferischen Idee
Henrik Ibsen beantragte mit Erfolg beim Staat Gelder, um 1862 eine Sammlung der Mythen und Märchen zu erstellen. Dazu wollte er Norwegens Westküste besuchen, von der er glaubte, dass es dort unzählige unbekannte Volksmärchen gäbe.
Entlang der Westküste reiste Ibsen durch das Gudbrandsdalen Tal und über die Sognefjell-Berge. Er durchwanderte die Region, wo die Erzählung über die Volkslegende Peer Gynt ihren Ursprung hatte. Vermutlich war es auf diesem Abschnitt seiner Odyssee, dass er von den Erzählungen über Peer Gynt erfuhr.
Nach seiner Rückkehr schrieb er einem dänischen Verleger:
"Es ist vielleicht von Interesse für Sie, zu wissen, dass Peer Gynt eine Person war, die tatsächlich im Gudbrandstal lebte; wahrscheinlich am Ende des vergangenen oder zu Beginn dieses Jahrhunderts. Sein Name ist der einheimischen Bevölkerung immer noch gut bekannt ..." Henrik Ibsen in einem Brief an seinen Verleger, 8. August 1867.
Frustration und Inspiration
Die Entstehung von Ibsens Peer Gynt benötigte einige Zeit. Nach seiner Norwegenreise hatte er seine ersten durchschlagenden Erfolge zunächst mit "Die Kronprätenden" (1864) und etwas später mit "Brand" (1866).
In "Brand" kritisierte Henrik Ibsen Norwegens Haltung im Krieg zwischen Dänemark und Deutschland. Er behauptete, dass Norwegen nicht Dänemark helfen würde und dass es sich dabei um einen Verrat Skandinaviens handele. Ibsen bezeichnete die Norweger als selbstgefällig und halbherzig und er wollte aufzeigen, dass Ehrlichkeit und persönliche Integrität die höchsten Ideale sind. Obwohl Ibsen mit "Brand" Kritik üben wollte, wurde der Hauptcharakter der Geschichte für viele Norweger zum Rollenmodell; sie wollten stolz sein, Willenskraft haben und eine starke Persönlichkeit sein.
Ibsens Einschätzung seiner Landsleute beeinflusste, wie er "Peer Gynt" 1867 verfasste. Es ging ihm erneut darum, zu zeigen, dass ein selbstgefälliger, arroganter, auf sich selbst konzentrierter Charakter nicht idealisiert werden sollte. Doch für die meisten hat das Stück Unterhaltungswert und wird nicht als harte Selbstkritik aufgefasst.
Loblied auf einen Mann aus dem Volk und ein weltberühmtes Drama
Am Geburtsort von Peer Gynt, wo die Erzählungen ihren Ursprung haben, findet das Peer Gynt Festival statt. Es ist ein Loblied auf einen Mann aus dem Volk, von dem die Erzählung und Ibsens weltbekanntes Drama "Peer Gynt" handelt.
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